Bundeslager „Weitblick“ in Wittenberg

Bundeslager „Weitblick“ der Pfadfinder

im Reformationsjahr in Wittenberg

(Fotos, soweit nicht anders angegeben: Andreas Zeiser)

(Lagereingang mit den Flaggen der teilnehmenden Länder – Foto: Natascha Sonnenberg)
(Lagereingang mit den Flaggen der teilnehmenden Länder - Foto: Caroline Winnicker)

Vom 28.07.2017 bis zum 05.08.2017 fand unter der Schirmherrschaft des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Herrn Heinrich Bedford-Strohm in Wittenberg (genauer: auf einem etwa 30 ha großen Gelände etwa drei Kilometer vom Bahnhof entfernt) das 10. Bundeslager der VCP-Pfadfinder unter dem Motto „Weitblick“ statt. Das Lager lag außerhalb des üblichen vierjährigen Turnus‘, damit es ins Lutherjahr fiel. Aus Söcking nahmen lediglich drei Pfadfinder teil, weil unsere Pfadfinderkinder dieses Mal noch zu jung waren (diese Großlager sind erst ab einem Alter von etwa 12 Jahren konzipiert), diese drei aber im Rahmen des Teillagers für Familien teilnehmen konnten.

(Martin Luther, in einer Lageroase angetroffen)
(Unser Schirmherr, Herr Bedford-Strohm, zu Besuch auf dem Lager, hier mit Lagerleitung und dem auf dem Lager gebackenen Brot in der Arena – Foto: Andreas Kläger)

Nach der Anreise am 28.07.2017, die uns die zuständigen Schulverwaltungen freundlicherweise durch entsprechende Schulbefreiungen ermöglicht haben (ein späterer Beginn des Lagers war nicht möglich, weil in anderen Bundesländern ab dem 2.8. die Schule wieder begann), bauten wir zunächst unser Zelt auf, das für die nächsten neun Tage unser Zuhause sein würde. Ebenso kamen all die anderen Teilnehmer an diesem Tage an und bauten ihre Zelte und eventuell weitere Bauten auf. Lediglich die zentrale Lagerstruktur, die Großkonstruktionen wie sog. Lageroasen, Lagerkirche, Arena und die Zelte der Teillagerleitungen waren bereits in den Tagen zuvor errichtet worden.

(Ankunft der italienischen Pfadfinder aus Rom – Foto: Natascha Sonnenberg)
(Zentrale Verpflegung für 4.200 Teilnehmer; gekocht wurde in überschaubaren Gruppen für meist jeweils etwa 50 Personen)

Insgesamt haben etwa 4.200 Pfadfinder am Lager teilgenommen, darunter Gäste aus Österreich, der Schweiz, Italien, Großbritannien, Ukraine, Tschechien, Norwegen, Uganda, Zimbabwe, Südafrika, Nepal, Israel, Palästina, Taiwan, Australien und den USA teilgenommen, manche in Gruppen, manche auch als einzeln reisende Gäste.

(Pfadfinder aus der Ukraine und aus Zimbabwe – Foto: Moritz Hedrich)
(Begrüßungsauftritt der Pfadfinder aus Israel – Foto: Moritz Hedrich)
(im Gespräch mit italienischen Pfadfindern)

Die zentrale Spielidee des Lagers drehte sich darum, dass ein Professor, der an der Menschheit verzweifelt war, eine finale Lösung durch eine Kollision eines Meteoriten mit der Erde herbeizuführen suchte. Diesen (von Peter Stahl von der Lagerleitung sehr überzeugend gespielt) galt es im Verlaufe des Lagers davon zu überzeugen, dass durchaus Grund zur Hoffnung besteht, dass es nicht nur unbedacht egoistische Menschen gibt. Selbstverständlich haben wir Pfadfinder das geschafft, denn sonst wäre die Erde am 4. August mit diesem Meteoriten zusammengestoßen und würden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, heute nichts mehr über das Bundeslager lesen können …

 

Der Lagergottesdienst, der von der (christlichen) Band Good Weather Forecast live musikalisch begleitet wurde, handelte im Wesentlichen von der Frage, ob wir bei der Suche nach Gott oder dem Göttlichen nicht nach viel zu spektakulären Dingen Ausschau halten, statt Anzeichen hierfür in ganz alltäglichen Begegnungen zu finden. Im Anschluss freilich hielten Heerscharen von Jugendlichen zunächst weniger nach göttlichen Anzeichen als mehr nach den Bandmitgliedern Ausschau und kehrten mit CDs und Autogrammen auf CD-Hüllen, Halstüchern oder T-Shirts zurück. Indes, der Gottesdienst selbst war recht fröhlich, locker und von vielen mittanzenden Teilnehmern geprägt.

(Good Weather Forecast in Aktion – Foto: Moritz Dilger)
(Good Weather Forecast in Aktion – Foto: Moritz Dilger)
(Hoher Besuch: Martin Luther, Reformator, und Lord Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung – Foto: Nils Völter)

Das Lagerprogramm beinhaltete daneben viele Workshops wie Entdeckung und Nutzung von Sonnenenergie mit Lupen, Bau einfacher Ferngläser, Basteln von Spielen für Unterwegs, Brotbacken, Tipps und Tricks für mehrtägige Wanderungen, Gefahren aus dem Internet, Fertigung eines Armbands mit den Perlen des Glaubens und vieles andere mehr; Tagesausflüge nach Berlin oder auch „nur“ ins örtliche Freibad; diverse Spiele in der bereits erwähnten Arena; geselliges und ggf. musikalisches Beisammensein in so genannten Lagercafés und den Lageroasen; Diskussionsrunden für die Älteren.

(Workshop Brotbacken im Familienteillager)
(Lageroase in der Nacht – Foto: Benedikt Bahl)

Am Montag, den 31.7.2017, veranstalteten wir unseren so genannten Wittenberg-Tag. Nahezu alle Teilnehmer brachen in kleineren Gruppen in die Innenstadt von Wittenberg auf, um dort die Stadt selbst und die Bedeutung Luthers und der Reformation auf das damalige und noch unser heutiges Leben in einem Stadtspiel zu erkunden. Man darf annehmen, dass sich die Wittenberger (insbesondere die Eisverkäufer) noch länger an diesen Tag erinnern werden, an dem man in der Innenstadt keine zehn Meter gehen konnte, ohne auf irgendwelche Halstuchträger zu stoßen.

(Österreichische (links) und deutsche Pfadfinder (rechts) vor der Schlosskirche in Wittenberg)

Neben dem Programm konnte man auch selbstständig alte Bekannte besuchen oder unverhofft treffen oder auch neue Bekanntschaften knüpfen. Manche versuchten auch, mit den ausländischen Gästen Halstücher zu tauschen.

(Neue Freunde: Maria aus Deutschland, Ksenia aus der Ukraine und Bivi aus Nepal)

Im Familienteillager bekamen wir (nicht ganz zufällig natürlich) am Nachmittag des 03.08.2017 Besuch von Frau Margot Käsmann, die kurz über positive Folgen der Reformation (z. B. Entdeckung der Eigenverantwortung des Einzelnen; Auswirkungen der Bibelübersetzung auf die deutsche Sprache oder den allgemeinen Bildungsgrad der Bevölkerung) und auch ihre negativen Folgen (z. B. die weitere Kirchenspaltung) sprach und sodann mit uns hierüber und auch allgemeine Probleme der Kirche(n) diskutierte, die Menschen zu erreichen.

(Frau Käsmann bei ihrem Kurzvortrag)

Viel zu schnell endete das Lager am Abend des 4.8.2017. Es fasziniert mich immer wieder, wie schnell man sich an das Lagerleben gewöhnen kann, als hätte es nie etwas anderes gegeben und würde es nichts anderes mehr geben … indes, nach dem Zeltabbau fuhren wir am 5.8.2017 mit vielen neuen Ideen und Eindrücken wieder heim. So ganz wird das Lager aber wohl nicht mehr beendet werden, denn soweit ich mitbekommen habe, steht zumindest meine ältere Tochter mit der einen oder anderen neuen Bekannten in einem dauerhafteren Kontakt …

(Auszug der Flaggen, hier: Großbritannien, USA, Ukraine, Uganda und Tschechien)

Eindrücke bekommt man auch im Internet über youtube (z. B. „VCP Bundeslager 2017 Tour“ oder „Heinrich Bedford-Strohm besucht das VCP-Bundeslager in Wittenberg 2017“) oder auf instagram (https://www.instagram.com/p/BXK1f2wFbS-/?hl=de&taken-by=goodweatherforecast).


Andreas Zeiser